Ein Kopf voller Gedanken

Ein Kopf voller Gedanken

Seit einem Jahr sind wir jetzt ziemlich genau unterwegs. Und in knapp 2 Monaten geht unser Flieger nach Deutschland zurück.

Die letzten Wochen habe ich einen Kopf voller Gedanken, die ich nur schwer loswerde.

Im November 2017 ging es für uns mal wieder auf große Reise. Wir kündigten unsere Jobs, unsere Wohnung und mein Auto habe ich damals auch schweren Herzens verkauft. Auch unser komplettes Inventar wurde verkauft, verschenkt oder gespendet.

Ich erinnere mich noch, wie ich meine Gedanken und das große Chaos in meiner Gefühlswelt versucht habe zusammen zu fassen. Von damals bis jetzt ist viel Zeit vergangen.

Mit den Fahrrädern sind wir los. Hoch motiviert, sogar ich. Erst sind wir mit Fahrrad durch die Wüste von Ägypten gefahren. Das hat uns – aber besonders mich – bereits an unsere körperlichen Grenzen gebracht.
Dennoch war es eine einmalige Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte.

Anschließend waren wir in Neuseeland, der eigentliche Start unserer Fahrradreise. Auch hier wurden wir immer wieder an den Rand unserer Komfortzone gedrängt. Ob es die teilweise warmen Temperaturen waren, ob es die steilen und hohen Berge waren oder ob es einfach nur der innere Schweinehund war, der besiegt werden musste. Wir haben gekämpft, geheult, geflucht und genossen. Ich bin froh, dass ich die Vorteile einer Fahrradreise, aber auch die Nachteile einer Fahrradreise kennenlernen durfte.

Wir sind – und darin besteht kein Zweifel – über uns hinaus gewachsen und hatten beeindruckende Begegnungen und Erlebnisse. Die meisten davon auf der Südinsel Neuseelands.

Und jetzt sitze ich hier…

… mit einem Kopf voller Gedanken.

Zwar versuche ich diese Zeilen zu schreiben, weiß aber eigentlich nicht einmal genau, wo ich anfangen soll.

Ich bin erschrocken, wie schnell das Jahr nun doch vergangen ist. Wehmütig bin ich bei dem Gedanken, schon bald wieder in Deutschland zu sein. Und das verwirrt mich ein wenig. Denn vor einem Monat etwa hatte ich die Nase voll vom Reisen und von Asien. Und jetzt, wo es fast soweit ist, finde ich es eigentlich scheiße. Aber dennoch bin ich zur Zeit im Großen und Ganzen glücklich und dankbar, dass ich dieses eigentliche „Luxusproblem“ habe.

Natürlich ist es noch eine Weile hin, aber trotzdem geht es in meinem Kopf voller Gedanken hin und her. Ich freue mich wahnsinnig auf die Zeit in Chiang Mai. Wir werden uns eine geile Villa mit Healthy Globetrotter und Reiseluft teilen. Ich verspreche mir viel von unserem eigenen kleinen Coworking Space. Ich freue mich aber auch auf die Zeit, um einfach nur kreativ sein zu können und hoffentlich auch produktiv, was den Blog angeht oder was ein eventuelles Buch anbelangt.

Und dann stehen uns noch ein paar Wochen in Australien bevor. Darauf freue ich mich eigentlich am meisten. Mein Bruder kommt und wir haben uns ein Auto gemietet, mit dem wir den Süden von Perth unsicher machen werden. Ich freue mich wahnsinnig auf die Zeit im Zelt und im Outback von Australien. Und trotzdem habe ich Angst, dass auch diese Zeit wieder viel zu schnell vorbei geht. Ich erinnere mich noch an meine Zeit in Neuseeland, als ich in der Bar gearbeitet habe. Da habe ich nämlich gesagt, dass ich ja noch genug Zeit hätte, bevor ich wieder zurück nach Deutschland fliegen würde.

Und jetzt auf einmal soll das alles bald vorbei sein???

Das ist für mich im Moment unvorstellbar und ich habe keine Ahnung, was ich zu Hause machen soll. Ich liebe meinen Job im OP und mittlerweile vermisse ich den Geruch von Desinfektionsmittel und den Geruch, den ein OP eben mit sich bringt. Aber ich kann mir nicht vorstellen den Rest meines Lebens an einem Ort zu leben.

Ich weiß… ich bin 32 und eigentlich sollte ich genau das tun. An einem Ort leben, heiraten, ein Haus kaufen und langsam endlich mal an Kinder denken. Glaub mir, an Kinder, bzw an ein Kind, denke ich bereits. Aber auch dann möchte ich nicht für immer „festgenagelt“ sein. Und ich weiß auch, dass das nicht der Fall sein muss. So viele Familien reisen oder leben außerhalb von Deutschland. Aber für viele zu Hause ist es unvorstellbar, gerade für die eigene Familie.

Ich würde unglaublich gerne mit einem selbst ausgebauten Van durch Europa tingeln. Hier und dort mal arbeiten, denn das ist innerhalb der EU ohne ein spezielles Visum möglich. Ich würde aber auch gerne eine kleine Wohnung kaufen und diese Vermieten und von den Einnahmen zukünftige Reisen finanzieren. Aber woher das Geld nehmen? Zwischendurch hatte ich die Idee, eine deutsche Bäckerei auf der Insel Koh Tao zu eröffnen. Denn hier könnte ich mir durchaus vorstellen zu leben und zu arbeiten. Aber auch hier scheitert es wieder am Geld. Vor allem scheitert es aber an meinem Selbstvertrauen, dass das Geschäft laufen würde.

Ich merke, wie unübersichtlich mein Text gerade wird. Aber genauso sieht es im Moment in meinem Kopf aus. Gedanken über Gedanken und ich bekomme einfach keine Ordnung rein.

So gehe ich jeden Abend mit meinem Kopf voller Gedanken schlafen und wache morgens mit ihnen wieder auf. Wahrscheinlich mache ich mir – wie immer – über ein paar Sachen völlig unbegründet einen Kopf, aber so bin ich halt. Und das wird sich wohl nie ändern.

Wie geht es dir, wenn du nach einer (Langzeit)reise bald wieder nach Hause fliegst? Freust du dich oder bist du auch eher zwiegespalten? Was sagt dir dein Kopf voller Gedanken?

Wir freuen uns, wenn du deine Gedanken mit uns teilen möchtest.

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Tiefpunkt meiner Reise in Laos

Tiefpunkt meiner Reise in Laos

Nun sitze ich hier, etwa 15 Kilometer nördlich der Hauptstadt von Laos und meine Laune ist irgendwie am Tiefpunkt meiner Reise angekommen.

Und ich weiß gar nicht genau warum.

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Die Gegend ist super und das kleine Eco Resort* echt wunderschön.

Eine große Terrasse über dem kleinen Restaurant. Um mich herum grüne Felder und in etwas weiterer Entfernung sieht man die Berge in den Wolken hängen.

Eigentlich ein Platz, an dem man sich wohl fühlen sollte.
Doch irgendwie bin ich gerade überhaupt nicht zufrieden.

Hier her gekommen bin ich im übrigen mit dem Bus vom 330 Kilometer entfernten Thakhek.
Genauer gesagt bin ich in die Hauptstadt Vientiane gefahren und die restlichen 15 Kilometer mit dem Fahrrad.

Du fragst dich jetzt sicher warum ich mit dem Bus und nicht mit dem Fahrrad gefahren bin, oder?

Tja, das ist so:

Meine Laune in den letzten Tagen ist am Tiefpunkt meiner Reise. Auf gut deutsch gesagt: sie ist total im Arsch.

Seit dem ich von den 4000 Inseln im Süden Laos runter bin, war alles irgendwie anders als vorher und das trotz der tollen Sonnenaufgänge hier in Laos.
Vorher war eigentlich alles noch in Ordnung und mit vorher meine ich die Strecke von Siem Reap zu den 4000 Inseln.

Wenn du wissen möchtest was da genau los war und wie die ersten Kilometer allein in Südostasien waren, dann schau dir den Bericht über meiner Radreise durch Kambodscha an.

Ich weiß irgendwie nicht genau woran es liegt. Aber mich störte so einiges, weswegen ich auch den Bus in den Norden genommen habe.
Ich war von dieser langweiligen, öden, flachen Landschaft einfach nur noch genervt .
Selbst die Einheimischen, die mir zu winken, gingen mir teilweise nur noch auf die Nerven.
Zugegeben, das war nicht immer der Fall, aber ziemlich oft. Manchmal munterte es mich auch auf, wenn die lachenden Kinder oder die älteren Menschen winken und dir das größte Lächeln schenken, welches du je gesehen hast.
Da steht dann zum Beispiel ein etwa 70 Jahre alte Mann am Strassenrand, welcher nur noch 3 Zähne im Mund hat. Er bekommt riesengroße Augen, weil du mit dem Fahrrad durch sein Dorf fährst und lächelt bis über beide Ohren und winkt dir zu.
Vielleicht ist mittlerweile auch der Punkt gekommen, an dem es etwas zur Normalität geworden ist.

Die Reise als Tiefpunkt meiner Reise

Ok, das hört sich jetzt wirklich etwas komisch an, aber irgendwie merke ich, dass ich keine Lust mehr auf Reisen haben. Und das zieht mich in den letzten Tagen runter.
Genauer gesagt das Reisen in Südostasien.

Momentan habe ich überhaupt keine Lust mehr auf diesen Teil der Welt und sehne mich schon wieder ein wenig nach dem westlichen oder allgemein europäischen.
Und das nach nur 2 Monaten. Hätte mir das Ende Juli jemand gesagt, ich hätte ihm den Vogel gezeigt und für verrückt erklärt, so sehr hatte ich mich auf Südostasien gefreut.
Ich denke, das hat auch sehr viel mit den Menschen hier zu tun und das ich selbst mit der Art und Weise nicht richtig zurecht komme.
Sie sind echt super nett und freundlich. Gerade in Kambodscha und Laos empfinde ich sie als noch freundlicher, als in Vietnam.

ABER…

… die Leute sind leider komplett hinten dran. Und sorry, wenn ich das so sage, nicht die hellsten Menschen auf diesem Planeten. Ich weiß, als Deutscher sollte man eigentlich ganz ruhig sein, denn in Deutschland ist bei weitem nicht alles in Ordnung was das Thema Müll angeht, zumal wir mit den meisten Verbrauch haben, aber mit dem was hier in den bisher gesehenen Ländern passiert komme ich einfach nicht klar.
Mich kotzt es einfach nur noch an, wie rücksichtslos sie mit unserem Planet Erde umgehen.
Ich schob es immer darauf, dass sie es wohl einfach nicht besser wissen. Aber mal ganz ehrlich, so blind kann man doch nicht durch das Leben gehen.

Wenn man wenigstens bei den Kindern eine Verbesserung sehen könnte, aber in 90% der Fälle lernen die es eben auch nicht anders.
Wir sind sicher nicht Zero Waste eingestellt oder verzichten komplett auf Plastik, aber das was hier passiert macht mich einfach nur wütend und traurig.
Frei nach dem Motto: „Nach mir die Sinnflut!“

Da werden sich Regenponchos am Straßenrand gekauft, welche in Plastik eingepackt sind.
Diese werden ausgepackt und die Verpackung einfach auf die Straße geschmissen.
Wenn man sie versucht darauf anzusprechen, zucken sie mit der Schulter und verstehen nichts.
Die Straßengräben sehen aus wie eine Müllhalde.

2014 war ich das erste Mal in Südostasien und habe eine sehr gute Erinnerung dran. Mir hat es in Thailand super gefallen und es war sicher ein Grund, warum ich unbedingt wieder nach Südostasien wollte.
Dummerweise habe ich damals noch einiges anders gesehen. Ich habe mir damals noch keine Gedanken über Müll und die Umwelt gemacht. Keine Gedanken, wie ich persönlich die Welt meinem Kind hinterlassen möchte.
Das alles kam erst mit meiner ersten großen Reise durch Australien.
Doch heute mache ich mir diese Gedanken und genau das ist einer der Gründe, warum ich kein Bock mehr auf Asien habe.

Der Tiefpunkt meiner Reise hat bald ein Ende

In 4 Wochen haben wir uns eine kleine Villa mit Freunden in Chiang Mai gemietet.
Auf diesen Moment warte ich gerade sehnsüchtig.
Reisen in Asien ist ja eigentlich schön, allerdings übernachten wir seit 2 Monaten hauptsächlich in Hotels, Homestays oder kleinen Gästhäusern. Es ist einfach wesentlich günstiger als die AirBnb Angebote.
Der große Nachteil an diesen Unterkünften ist das Fehlen der eigenen Küche.
Ich vermisse es selber kochen zu können. Ich habe schon zu Melanie gesagt, dass ich es bereue unseren Kocher nicht mitgenommen zu haben.
Es ist ein absolutes Luxusproblem, jeden Tag Essen gehen zu können, ich weiß, aber mich stört es gerade.

Auch das ist wohl einer der Gründe, warum ich gerade keine richtige Lust mehr verspüre hier zu sein.

Zudem ist das große Problem einer Radreise, dass meistens die Zeit für den Blog fehlt.

Ich liebe es am Blog zu arbeiten, neue Texte zu schreiben und mich weiter zu bilden.
Ich liebe es Fotos zu schießen, sie zu bearbeiten und Facebook, sowie Instagram Posts für euch vorzubereiten.
Gerne würde ich mal wieder ein neues Video schneiden und online stellen.
Für all diese Sachen fehlt momentan aber schlichtweg die Zeit.

Am Nachmittag, nachdem ich 100 Kilometer bei 39 Grad gefahren bin, passiert meistens nicht mehr viel. Ich habe wenig Lust einen Blogbericht zu verfassen noch einen Post für Facebook zu erstellen.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich – genau wie Melanie – mit einer reinen Radreise nicht mehr warm werde.

Wie geht es denn nun weiter?

Es sind nur noch 150 Kilometer, bis ich die Berge und die einzigartige Natur von Laos erreiche.

Eigentlich ja eine schöne Vorstellung, aber unsere Reise neigt sich auch bald dem Ende zu und da ist eben auch noch ein anderes Hobby, welches ich bisher leider gar nicht ausleben konnte auf der Reise. Das Tauchen.

Nun stehe ich also vor der Entscheidung weiter zu machen oder die Radreise abzubrechen, mich wieder mit Melanie zu treffen und gemeinsam in den Süden von Thailand zu fahren. Melanie stand schon ein paar Monate vorher vor dieser Entscheidung. Für sie war die Entscheidung wohl deutlich einfacher. Denn sie hatte sich schon Wochen vorher mit diesem Thema beschäftigt und ihre Gedanken aufgeschrieben. Für mich ist es noch eine schwierige Entscheidung, aber der Tiefpunkt meiner Reise in den letzten Tagen bringt mich eher zu einem Abbruch als zum weitermachen. Zu sehr überwiegt der momentane Wunsch nach dem Tauchen auf Koh Tao.

 

Gab es für dich auch schon einmal so einen Tiefpunkt auf der Reise? Hast du dich schon einmal so richtig unwohl gefühlt?
Hinterlasse doch gern mal ein Kommentar und berichte davon.

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Radreise durch Kambodscha: Abschied nehmen

Radreise durch Kambodscha: Abschied nehmen

Ein kurzes Winken, ein schneller Abschiedskuss und dann war der Moment gekommen. Es hieß Abschid zu nehmen.

Denn meine Solo Radreise durch Kambodscha startete.

Nach einer Woche Pause in Siem Reap ging es für mich allein mit dem Rad durch den untouristischen Norden von Kambodscha. Mein Ziel war Laos.

Es war ein komisches Gefühl nach 3500 gemeinsamen Kilometern allein mit dem Rad unterwegs zu sein. Aber ich merkte schon bald, dass sich dieser Schritt gut und richtig anfühlt.

Die erste Etappe meiner Radreise durch Kambodscha

Ich konnte mich nun zum ersten Mal komplett auf mich selbst konzentrieren. Mein eigenes Tempo fahren und ich hatte mehr als genug Zeit, um mich mit meinen Gedanken im Kopf auseinanderzusetzen.
Das sind natürlich nur ein paar der Vorteile, wenn man allein mit dem Rad unterwegs ist.

Die ersten Kilometer verliefen auf Nebenstraßen und roter Schotterpiste.
Ich durchfuhr kleine Dörfer, die ich wohl ohne das Fahrrad nie gesehen hätte und kam so wieder voll in den Genuss einer Radreise.

Die Kombination von roter Schotterpiste, grünen Bäume und Reisfeldern war echt großartig. Dazu kam noch der blaue Himmel und das Gesamtbild war perfekt.

Ich konnte mich gar nicht daran satt sehen.
Zudem war auf den Straßen hier natürlich echt wenig los.

Hin und wieder kamen Kinder angerannt und von der Seite wurde mir ein „Helloooo“ nach dem anderen zugerufen.

Nach 70 Kilometern machte ich dann endlich meine erste Pause.

Ein großer Vorteil bei einer Radreise durch Südostasien sind die kleinen Verkaufsstände an den Straßen.
Diese Stände findest du wirklich in jedem noch so kleinen Dorf.
Meistens bestehen diese Stände lediglich aus einem Kühlschrank oder einer mit Eisbrocken gefüllter Kühlbox und ein paar Snacks.
Vor allem für kalte Softdrinks nutzen wir sie echt gern. Denn bei 35 Grad brauchst du erstens immer mal wieder einen Schattenplatz und zweitens ein kaltes Getränk.

Die Verständigung an den kleinen Ständen beschränkt sich auf Zeichensprache. Englisch ist hier in den Gegenden eigentlich so gut wie nicht vorhanden.

Sonnenstich und Überhitzung

Etwa 15 Kilometer vor dem ersten Ziel ging bei mir gar nichts mehr.

Ich merkte wie mein Körper komplett überhitzte und ich wohl auch einen kleinen Sonnenstich abbekommen hatte. Nur noch schwer kam ich voran und selten knackte ich die 15km/h.
Jeder noch so kleine Hügel fühlte sich wie eine riesige Bergetappe an.

Alle 5 Kilometer legte ich eine kleine Pause im Schatten ein.
Es war verrückt, denn trotz der hohen Temperaturen war mir regelrecht kalt auf dem Fahrrad.
Ich hatte mich wohl etwas übernommen und unterschätzte die Hitze ganz schön.
So etwas passiert dann auch mal schnell, wenn man eine Solo Radreise durch Kambodscha oder andere tropische Länder startet – zumindest mir.

Im kleinen Gästehaus angekommen, wollte ich nur noch duschen.
Dann legte ich mich auf das Bett in meinem Zimmer, lies mir von dem Ventilator die warme Luft ins Gesicht pusten und schlief erst einmal ein.
Später wachte ich nur noch kurz auf und schlief gleich wieder.
Selbst auf Abendessen hatte ich an diesem Tag keine Lust mehr. Zu meinem Glück waren es am nächsten Tag nur 55 Kilometer.

Die längste Etappe auf meiner Radreise durch Kambodscha

Am dritten und vorletzten Tag sollten es 140 Kilometer bis in die letzte Stadt vor der Grenze sein.
Ich war fest entschlossen es zu schaffen und wollte dementsprechend zeitig starten.

Ich plante um 5:00 Uhr los zu fahren. Denn im besten Fall bist du um 12 Uhr an deinem Ziel, weil es dann einfach unerträglich heiß wird.
Leider ging mein Plan nicht so ganz auf.

Ich packte am Morgen alles zusammen, brachte meine Taschen runter und dann der Schock: mein Fahrrad war weg.

War es geklaut?

Nein, zum Glück nicht.

Ich erinnerte mich an den Vorabend. Die Besitzer der Unterkunft wollten das Fahrrad über Nacht in ihre Wohnung stellen. Ich versuchte mit Händen und Füßen zu erklären, dass sie es doch bitte draußen stehen lassen sollen, da ich zeitig starten möchte.
Offensichtlich kam das nicht richtig bei ihnen an und sie sperrten es ein.
Und natürlich kam ich nicht an mein Fahrrad ran.

Ich klopfte so doll ich konnte, leuchtete mit der Lampe in die Wohnung, aber keine Reaktion.
Jeder, der mich kennt weiß, dass mich das in dem Moment so richtig aufgeregt hat. In diesen Moment hat mich das Land und die Radreise durch Kambodscha nur noch extrem genervt.
Sicher, sie meinten es nur gut und wollten das nichts passiert, aber trotzdem.

Nach einer Stunde, gegen 6:00 Uhr und mehreren Versuchen des Klopfens und Anrufens, kam endlich eine Reaktion und ich konnte sie aus dem Bett klingeln mit meinen Anrufen.
Endlich, aber wie sollte ich es schaffen in 6 Stunden 140 Kilometer zurückzulegen?

Der tropische Regen und eine Zwangspause

1 Stunde nachdem ich los bin, musste ich eine Zwangspause einlegen.
Regen setzte ein.
Zuerst ging es noch auszuhalten und ich fuhr weiter. Kurze Zeit später kam es dann richtig runter.

Und wer schon einmal in diesen Gegenden unterwegs war, der weiß, was Regen hier bedeutet.
Es schüttete wie aus Eimern.

Ich konnte eine einen kleinen Unterschlupf in Form einer Hütte finden und das ganze aussitzen.
Mit jeder Minute, sank meine Chance die 140 Kilometer bis Stung Treng zu schaffen.
20 Minuten lang ging der ganze Spaß, bis ich in einem leichten Regen weiterfahren konnte.

Anfangs war ich noch ziemlich frustriert, merkte dann aber später, dass mich dieser Regen und die Wolken retten könnten.
Durch den Regen kühlte es sich ziemlich ab und die Temperatur stieg an diesem Tag nicht mehr über 30 Grad.
Zudem konnte sich die Sonne einfach nicht durchsetzen.

Ich war angekommen. Die ersten 300 Kilometer meiner Radreise durch Kambodscha waren geknackt.

Es nieselte immer mal wieder. Meine Regenjacke zog ich bis zur Ankunft nicht mehr aus.
Die Haare waren nach wie vor Nass. Aber heute mal nicht vom Schwitzen, sondern vom Regen.
Die Tatsache, dass sich die Sonne auch nicht durchsetzen konnte, rettete mir den Tag.

Ich fuhr Kilometer um Kilometer, kämpfte mich den einen oder anderen Hügel hoch, während die Beine immer schwerer wurden. Aber immerhin war die Strecke traumhaft.
Kaum Verkehr und super ausgebaut für kambodschanische Verhältnisse.
Des öfteren war ich komplett allein mit dem Rad auf der Strasse. Auch die Bevölkerungsdichte wurde hier immer weniger.

Nach etwa 7,5 Stunden dann dieser besondere Moment.
Eine große Brücke. Links und recht weiße Betonleitplanken.
Das muss sie sein. Das muss die Brücke sein, welche mich über den Mekong bringt.

Oh yes, sie war es.

Ich stand endlich wieder über dem Mekong und konnte Stung Treng schon sehen.
Jetzt war es nicht mehr weit und ich wusste, dass ich es geschafft hatte.
Ich habe da selbst nicht dran geglaubt.
140 Kilometer an einem Tag und dann noch bei diesen Temperaturen, aber mit etwas Glück war es doch machbar.

Die letzten Kilometer waren dann der reinster Genuss.
Die Stadt selbst war nichts besonderes. Es war lediglich die letzte Stadt auf dem Weg nach Laos.
Die Unterkunft, Heng Homestay, war allerdings eine der besten. Die Besitzer waren super freundlich, sprachen echt gutes Englisch und für lediglich 4 Euro bekam ich hier ein großes Zimmer. Zusätzlich noch freien Tee, Kaffee und die Möglichkeit mein Wasser aufzufüllen, was in Kambodscha leider nicht selbstverständlich ist.

In Vietnam mussten wir nie Wasser und Plastikflaschen kaufen. In Kambodscha war dies leider nicht mehr möglich. Ich hoffte sehr, dass es sich in Laos wieder ändern würde.

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Gedanken einer Möchtegern-Radreisenden

Gedanken einer Möchtegern-Radreisenden

Gedanken mache ich mir immer viele. Aber auf dieser Reise mache ich mir besonders viele Gedanken.

Aber es sind die besonderen Gedanken auf Radreise, die immer wieder aufkommen und mich beschäftigen.

Wie oft hatte ich das jetzt schon? Dass ich keine Lust mehr auf das Fahrrad hatte und die Radreise am liebsten abgeblasen hätte?

3 Mal?

4 Mal?

10 Mal?

Ich weiß es nicht und habe aufgehört zu zählen. Ich weiß nur, dass ich schon wieder an diesem Punkt stehe. Seit einer Woche sind wir in der Stadt Siem Reap, Kambodscha. Wir wollten eigentlich schon längst wieder weg sein. Gestern war es dann fast soweit. Aber auch nur fast. Und auch heute sind wir wieder nicht los gekommen.

Und warum?

Weil ich einfach keine Lust mehr habe. Ricardo hat eine neue Route geplant. Er würde gerne durch Laos fahren. Mitten rein in die Berge. Und das verstehe ich total. Denn die Landschaft auf unseren letzten 1000 Kilometern, hier und in Vietnam, änderte sich einfach nicht. Es war immer das Gleich: Reisfelder, Obstplantagen, kleine Dörfer mit Strassenständen. Am Abend fällt man ins Bett und das gleiche Spiel beginnt am nächsten Morgen um 4 Uhr. Aber bevor es losgeht, wird der Wecker noch 3 Mal auf Schlummern gestellt. So sehr möchte ich mit dem Fahrrad fahren.

Deswegen soll etwas Veränderung her – Berge. Nur habe ich da noch weniger Bock drauf, als auf die öden flachen Strecken.

Mich nervt nicht mal unbedingt das Fahrrad als Transportmittel. Im Grunde ist es meistens ziemlich cool. Mich nerven hauptsächlich die langen Strecken. 100, 120 oder 150 Kilometer bis zur nächsten bezahlbaren Unterkunft. Das bedeutet 9 Stunden Fahrrad fahren. Mir persönlich ist das einfach zu viel. 4 oder 5 Stunden kann ich noch verkraften. Aber 9 ???

Nein danke!

Aber das ist das Problem. Ich bin das Problem. Wenn die Strecke durch einen Nationalpark verläuft, dann gibt es nicht alle 60 Kilometer eine Unterkunft.

Ich bin heute morgen mit dem Wecker um 4 Uhr wach geworden und habe meinen Mund nicht halten können. Mir ist rausgerutscht, dass ich keine Lust mehr auf Fahrrad fahren habe. Und schon war das Dilemma perfekt.

Ausgerechnet heute, an dem Tag, an dem wir losfahren wollten, kann ich meinen Mund nicht halten. Ich hatte ja nicht schon eine Woche lang Zeit etwas zu sagen. Es muss ausgerechnet heute sein.

Ich dachte, Ricardo würde explodieren. Aber er meint nur, dass es gut sei, dass ich was gesagt habe. Ich wünschte mir, er hätte mich angeschrien. Denn immerhin habe ich – mal wieder – den kompletten Plan zerstört. Ich hasse mich dafür. Warum hasst er mich nicht??

Ich bin wütend auf mich selber und es macht mich traurig. Es macht mich traurig, dass ich ihn enttäusche – schon wieder. Denn Neuseeland habe ich auch nicht durchgezogen.

Und der Satz „Ich habe es wenigsten versucht.“ tröstet auch nicht drüber hinweg. Denn ich versuche immer. Doch dank meines nicht vorhandenen Durchhaltevermögens bleibt es meistens bei einem Versuch. Dass sich das durch mein komplettes Leben zieht, zieht mich noch weiter runter und lässt mich an mir zweifeln.

Jetzt sitzen wir vor unseren Laptops und überlegen, was wir machen können.

Fährt Ricardo einfach seine Runde und ich mit dem Bus nach Bangkok und wir treffen uns dann in einem Monat in Chiang Mai wieder? Fahren wir zusammen durch Thailand, wobei auch hier wahrscheinlich alles flach ist und sich an der öden und eintönigen Landschaft nichts ändern würde?

Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, was das Beste ist. Woher soll ich das auch wissen. Das ist die erste große Reise mit dem Fahrrad, meistens zumindest. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich nur, dass es meine letzte große Radreise sein wird.

Nach langem überlegen haben wir uns nun dafür entschieden, dass wir getrennt voneinander weiterreisen werden. Nur für den einen Monat. Ricardo kann seine Berge in Laos fahren und ich??? Ich werde wohl erst noch ein paar Tage in Siem Reap bleiben und dann mit dem Bus nach Bangkok fahren. Was ich dort mache weiß ich noch nicht. Aber vielleicht kommt auch alles anders als ich bisher denke. 

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