Gedanken mache ich mir immer viele. Aber auf dieser Reise mache ich mir besonders viele Gedanken.
Aber es sind die besonderen Gedanken auf Radreise, die immer wieder aufkommen und mich beschäftigen.
3 Mal?
4 Mal?
10 Mal?
Ich weiß es nicht und habe aufgehört zu zählen. Ich weiß nur, dass ich schon wieder an diesem Punkt stehe. Seit einer Woche sind wir in der Stadt Siem Reap, Kambodscha. Wir wollten eigentlich schon längst wieder weg sein. Gestern war es dann fast soweit. Aber auch nur fast. Und auch heute sind wir wieder nicht los gekommen.
Und warum?
Weil ich einfach keine Lust mehr habe. Ricardo hat eine neue Route geplant. Er würde gerne durch Laos fahren. Mitten rein in die Berge. Und das verstehe ich total. Denn die Landschaft auf unseren letzten 1000 Kilometern, hier und in Vietnam, änderte sich einfach nicht. Es war immer das Gleich: Reisfelder, Obstplantagen, kleine Dörfer mit Strassenständen. Am Abend fällt man ins Bett und das gleiche Spiel beginnt am nächsten Morgen um 4 Uhr. Aber bevor es losgeht, wird der Wecker noch 3 Mal auf Schlummern gestellt. So sehr möchte ich mit dem Fahrrad fahren.
Deswegen soll etwas Veränderung her – Berge. Nur habe ich da noch weniger Bock drauf, als auf die öden flachen Strecken.
Mich nervt nicht mal unbedingt das Fahrrad als Transportmittel. Im Grunde ist es meistens ziemlich cool. Mich nerven hauptsächlich die langen Strecken. 100, 120 oder 150 Kilometer bis zur nächsten bezahlbaren Unterkunft. Das bedeutet 9 Stunden Fahrrad fahren. Mir persönlich ist das einfach zu viel. 4 oder 5 Stunden kann ich noch verkraften. Aber 9 ???
Nein danke!
Aber das ist das Problem. Ich bin das Problem. Wenn die Strecke durch einen Nationalpark verläuft, dann gibt es nicht alle 60 Kilometer eine Unterkunft.
Ich bin heute morgen mit dem Wecker um 4 Uhr wach geworden und habe meinen Mund nicht halten können. Mir ist rausgerutscht, dass ich keine Lust mehr auf Fahrrad fahren habe. Und schon war das Dilemma perfekt.
Ausgerechnet heute, an dem Tag, an dem wir losfahren wollten, kann ich meinen Mund nicht halten. Ich hatte ja nicht schon eine Woche lang Zeit etwas zu sagen. Es muss ausgerechnet heute sein.
Ich dachte, Ricardo würde explodieren. Aber er meint nur, dass es gut sei, dass ich was gesagt habe. Ich wünschte mir, er hätte mich angeschrien. Denn immerhin habe ich – mal wieder – den kompletten Plan zerstört. Ich hasse mich dafür. Warum hasst er mich nicht??
Ich bin wütend auf mich selber und es macht mich traurig. Es macht mich traurig, dass ich ihn enttäusche – schon wieder. Denn Neuseeland habe ich auch nicht durchgezogen.
Und der Satz „Ich habe es wenigsten versucht.“ tröstet auch nicht drüber hinweg. Denn ich versuche immer. Doch dank meines nicht vorhandenen Durchhaltevermögens bleibt es meistens bei einem Versuch. Dass sich das durch mein komplettes Leben zieht, zieht mich noch weiter runter und lässt mich an mir zweifeln.
Jetzt sitzen wir vor unseren Laptops und überlegen, was wir machen können.
Fährt Ricardo einfach seine Runde und ich mit dem Bus nach Bangkok und wir treffen uns dann in einem Monat in Chiang Mai wieder? Fahren wir zusammen durch Thailand, wobei auch hier wahrscheinlich alles flach ist und sich an der öden und eintönigen Landschaft nichts ändern würde?
Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, was das Beste ist. Woher soll ich das auch wissen. Das ist die erste große Reise mit dem Fahrrad, meistens zumindest. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich nur, dass es meine letzte große Radreise sein wird.
Nach langem überlegen haben wir uns nun dafür entschieden, dass wir getrennt voneinander weiterreisen werden. Nur für den einen Monat. Ricardo kann seine Berge in Laos fahren und ich??? Ich werde wohl erst noch ein paar Tage in Siem Reap bleiben und dann mit dem Bus nach Bangkok fahren. Was ich dort mache weiß ich noch nicht. Aber vielleicht kommt auch alles anders als ich bisher denke.
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Hi Stummelchen,
ich denke, das deine Unlust völlig normal ist.
Ohne Vorbereitungen was das Radfahren anbelangt, seid ihr in euer Abenteuer gestartet.
Viele Dinge im Leben die einem liegen oder nicht, kristallisieren sich ja erst heraus, wenn man es macht.
Und das Radfahren ist eben nicht deins. Du könntest auch kein Gewichtheber oder Hammerwerfer im Sport werden.
Es reicht eben nicht aus wenn man es im Kopf will. Man muss auch körperlich dazu in der Lage sein.
Und dieser körperliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen.
Ricardo ist da ein ganz anderer Mensch.
Zum andere solltest du auf deinen Körper und in dem Falle auch auf deinen Kopf hören.
Und alle beiden Teile sagen eben nun mal …..“nein, ich kann nicht mehr „.
Der größte Fehler ist es, diese „Warnsignale “ zu ignorieren. Ich spreche da aus Erfahrung 😉
Eine gute Beziehung sollte dies aushalten. Klar will der eine das und der andere dies.
Aber du machst es ja nicht mutwillig oder aus Bequemlichkeit. Und dein Partner sollte dies erkennen und auch akzeptieren.
Der “ stärkere “ sollte immer dem “ schwächeren “ zur Seite stehen. Und das bedeutet auch ….Verzichten 🙂
In eurem Falle, so denke ich, heisst es nun ….Alternativen finden, mit denen beide leben können. 🙂
Das heisst aber nicht, in meinen Augen, der eine fährt mit dem Rad die geplante Tour und der andere fährt mit dem Bus oder Bahn, um sich dann 4 oder mehr Wochen irgendwo zu treffen.
Schließlich seid ihr gemeinsam gestartet. D.h. auch ….. gemeinsam durch dieses Tal zu gehen. 😉
Ich habe dich mega doll lieb 🙂
Hey Paps…
körperlich ist es eigentlich meistens kein Problem. Es ist einfach so, dass diese Art des Reisens nicht meins ist. Zumindest wenn es um längere Distanzen geht ;-).
Und nur weil ich keine Lust mehr habe, muss Ricardo ja nicht verzichten. Ich finde es durchaus in Ordnung, wenn er seine Runde zu Ende fährt und wir uns dann nach einer gewissen Zeit wieder treffen, um die Reise gemeinsam fortzusetzen. In meinen Augen macht das auch eine gute Beziehung aus: dass man eben – ohne den anderen – für ein paar Wochen alleine unterwegs sein kann :-).
Aber die Ansichten sind hier von Person zu Person unterschiedlich und unsere zum Glück ähnlich.
Und um dich zu beruhigen: mir geht es gut damit.
Ich hab dich lieb :-*
Hey du,
ich finde aber nicht, dass du dich Ricardo gegenüber schlecht zu fühlen brauchst. Im Gegenteil – du bist ehrlich zu ihm und zu dir. Wenn du dich ihm zu Liebe zwingen würdest weiter zu radeln, würdest du euch beide belügen bzw. euch etwas vormachen – das schadet euch auf Dauer sicher mehr.
Sei nicht so furchtbar streng mit dir!!! (hach – es ist so herrlich einfach, dass anderen zu empfehlen 😉 )
Du / ihr macht es für euch genau richtig – und das macht eure Beziehung doch auch aus. Jeder Einzelne von euch ist immer noch ein Individuum und so respektiert und liebt ihr euch!
Danke Dany… mittlerweile denke ich auch, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss. Es war nur in dem Moment so. Vor allem, weil wir an dem Tag eigentlich los fahren wollten und ich ja nicht schon eine ganze Woche Zeit hatte, um mir darüber klar zu werden.
Ich bin glücklich mit der Entscheidung und in einem Monat sehen wir uns dann wieder.
Liebe Melanie und libere Ricardo. Von ganzem Herzen freue ich mich über euren Entscheid. Es gibt nichts besseres!
Wir haben ja zwei Abende miteinander in Siam Reap verbracht.
ihr beide habt mich intensiv beeindruckt mit dem Ort wie ihr reist vor allem wie ihr miteinander umgeht, dies in eurem Alter.
Melanie dass du morgens um 4 Uhr deine Meinung sagst ist das größte Geschenk für deinen Mann. Mit seiner Antwort siehst du wie sehr er dich liebt…..
Im Leben geht es nicht darum gut zu sein WG Gesellschaft dies erwartet 💪💪💪.
Gut ist wenn du erzählst wie es dir geht! Ihr zwei seid genial!
Britta und ich freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen!
Hey Guido…
ich danke dir vielmals für deine schönen Worte. Ich weiß, dass er mich liebt und nur deswegen klappt es ja auch, dass wir auch getrennt voneinander reisen können.
Hoffentlich sehen wir uns irgendwo mal wieder, denn unsere Unterhaltungen haben uns auch ganz schon inspiriert und zum nachdenken angeregt. Doch bis dahin wünschen wir euch eine tolle Reise… 🙂
Hey hey Melanie
….. echt stark; nur zwei Säulen, die für sich stehen, nicht zu weit, nicht zu nah voneinander bilden das Tor zum Himmel.
Die besten Voraussetzung um gemeinsam durchs Leben zu gehen.
Das größte Geschenk das wir uns selbst und unserem Partner machen können. Immer wieder aus dem Herzen entscheiden, authentischer kann’s nicht sein.
Wir haben ein Grundrecht auf unsere Autonomie, leider wurde dies in den letzten 100 Jahren immer wieder verdreht und untergraben.
Es ist an der Zeit für sich einzustehen und hinzustehen weil jeder der mit seinem Herzen verbunden ist, richtig ist wie er ist.
Viel Glück 🍀 und Vertrauen Melanie, es kommt alles gut.
Freue mich wenn wir uns wieder mal begegnen.
Herzlich Rita
Ich bin so froh, dass ich dich und auch Guido kennen lernen durfte. Ihr zwei findet einfach immer die richtigen Worte. Danke dafür… :-*
Wir sehen uns ganz bestimmt irgendwann mal wieder und darauf freue ich mich sehr.
Ganz liebe Grüße